10/05/2015

Sicario (2015 - GERMAN ONLY)

- Verloren im Drogensumpf

Die ambitionierte FBI-Agentin Kate (Emily Blunt) führt ein SWAT-Team im Kampf gegen die Drogenkartelle in den USA. Ihre Qualifikation verschafft ihr einen Platz in einer Sondereinheit, die direkt an der mexikanischen Grenze operiert. Kate ist schnell von der Härte des Vorgehens der Einheit schockiert. Dienst nach Vorschrift ist hier Fehlanzeige.

Wer sich über die Frau in der vermeintlichen Hauptrolle freut, der könnte enttäuscht werden. Denn die wird aufgrund ihrer sehr undankbaren Position in all dem Trubel eher an den Rand gedrengt. Denis Villeneuves actiongeladener Beitrag zum Kampf gegen die Drogen ist packend in Szene gesetzt und vermittelt einen stimmigen Gesamteindruck. Den ein oder anderen Denkanstoß findet man in dem Blockbuster auch, wenn man will. Was Plot und Figuren angeht, ist der Film jedoch eher eintönig.
So bleibt der ehrgeizigen Idealistin Kate nichts anderes übrig, als sich den Befehlen ihrer männlichen Kollegen, angeführt vom arroganten CIA-Agenten Matt Graver (Josh Brolin), unterzuordnen. Fast könnte man dabei einen Exkurs in die Genderdebatte in Hollywood unternehmen.
Während diverse Zielpersonen verfolgt, verhört und eliminiert werden, um den dahinterstehenden Drahtziehern näher zu kommen, bleibt die FBI-Agentin stets im Hintergrund und im Unwissen über den eigentlichen Zweck der Operationen. Ihr ist nicht einmal klar, mit wem genau sie zusammenarbeitet.
Ins Zentrum des Films drängt sich Benicio Del Toro als mysteriöser "Spezialist" für die Angelegenheit. Was genau seine Funktion und Motivation ist, bleibt lange im Dunkeln. Nach einem furiosen Auftakt hängt der Film deswegen im Mittelteil etwas durch, in dem der Plot ohne Tiefgang an Zuschauer und Protagonistin vorbeizieht. Nicht zuletzt liegt das natürlich auch wieder an der Passivität der Heldin, die den Umständen ausgeliefert ist und ihrem Ausgangsmuster auch treu bleibt, und dadurch kaum Spielraum für Entwicklung bekommt.

In seinen besten Momenten wirkt "Sicario" tatsächlich wie ein Kriegsfilm und ruft dabei unter anderem die chaotisch-hektischen Gefechte aus "Black Hawk Down" und andere klassische Bilder in Erinnerung. An drastischen Gewaltdarstellungen mangelt es dabei auch nicht. Die Intensität der Gewalt und ihre ausufernden Ausmaße sind in der Inszenierung durchgehend zu spüren. Kontrastiert wird dies immer wieder durch die wunderschönen Bilder und Landschaftsaufnahmen von Kameramann Roger Deakins.
Das Highlight bilden ein paar hochspannende Mann-gegen-Mann Konfrontationen, wenn auch persönliche Konflikte in der Handlung nie wirklich zum Tragen kommen.
Ebenso wird die Bedrohung erschreckend greifbar. Der Krieg ist außer Kontrolle geraten und spielt längst nicht mehr weit weg auf einem anderen Kontinent, sondern zu Hause, direkt in den Städten. Während in einer Straße die Kinder Fußball spielen, tobt in einer anderen ein Feuergefecht. Klare Grenzen sind nicht mehr erkennbar.
Auch Kate wird immer mehr klar, worauf sie sich hier eingelassen hat und wie tief der Drogensumpf tatsächlich ist. Ihre Macht- und Hilflosigkeit steht sinnbildlich für eine Politik, der scheinbar die Ideen ausgehen, dem Problem Herr zu werden.
Am Ende scheint die Botschaft die Einsicht zu sein, dass dieser Guerillakrieg kaum zu gewinnen ist und man neue Wege finden muss, sich der Situation anzupassen. Regeln und Moral scheinen dabei längst unter Kollateralschaden verbucht zu werden.

TRAILER:
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